Spontan in Deutschland

von

Susann

Das Leben schreibt seine eigenen Geschichten. Inzwischen habe ich so einige Geschichten erlebt und gelernt, dass ich keine Pläne machen sollte. Und trotzdem habe ich dann doch ab und zu eine grobe Vorstellung wie es für mich weitergehen kann. Ich sollte es besser wissen, dass selbst die gröbsten Pläne reine Zeitverschwendung sind.

Nach 6 Wochen in Mexiko auf der Liberty und bereits zwei Wochen in Zihuajanejo, kribbelte es wieder bei mir. Es war klar, so schnell werden wir nicht wieder segeln gehen. Und wenn ich nicht segeln kann, was soll ich auf einem Segelboot? Es war also an der Zeit zu gehen. Mein Freiheitsgefühl wurde mit jedem Tag lauter und ich entschied mich zurück nach Panama zu gehen. Zurück nach Bastimentos. Innerhalb weniger Tage war der Flug gebucht.

Was mache ich in Panama?
Zum bereits fünften Mal schritt ich aus dem Flughafen Tocumen in Panama City ins Freie. Es war schon alles sehr vertraut. Sofort sprachen mich die Taxifahrer an. Einer war besonders laut und lächelte über das ganze Gesicht. Ich musste nach Albrook um dort in den Nachtbus nach Almirante/ Bocas de Toro zu steigen. Schnell wurde ich mich mit dem Taxifahrer über den Preis einig. Und los ging die wilde Fahrt. Der Fahrer stelle sich als Luis vor. „Willst du Wifi? Ich habe Wifi im Auto. Das ist gut für die Gäste“. Wir unterhielten uns die ganze Fahrt über. Wir lachten und Luis erzählte mir wo er überall auf der Welt Freunde hat. In Albrook angekommen, machten wir noch ein gemeinsames Foto und er gab mir seine Telefonnummer. Falls ich nochmal ein Taxi brauche. Ich hatte jetzt also meinen eigenen Taxifahrer in Panama City.

Ich hatte keine Ahnung was mich in Panama, vornehmlich auf Bastimentos erwartet. Im Nachtbus war ich mal wieder in den vielen Facebook-Gruppen unterwegs in denen ich inzwischen eingetreten bin. Hier suche ich nach Jobs, Arbeiten gegen Kost und Unterkunft und alles was auf Reisen helfen kann.

Ich fand zwei Angebote. Ein Segelschiff in den Niederlanden sucht bezahlte Hilfe für eine Segelsaison auf dem IJsselmeer und ein Segler sucht eine Crew für eine Atlantiküberquerung von Panama nach Europa.

Beides konnte ich mir absolut vorstellen. Also nahm ich zu beiden Kontakt auf.

Inzwischen bin ich über Umwege auf Bastimentos angekommen. Es war ein so herzliches Hallo von den Einwohnern, dass mir mal wieder das Herz aufging. Bei Dami konnte ich unterkommen. Sie freute sich riesig, dass ich wieder da war. 

Wie das Leben so spielt
Sowohl die Niederländer als auch der Segler meldeten sich bei mir. Der Segler lag zufälligerweise auch noch vor Bastimentos. Direkt am ersten Tag auf Bastimentos verabredete ich mich mit den Niederländern zu einem ersten Kennenlerntelefonat und mit dem Segler später auf einen Kaffee.

Das Telefonat lief sehr gut. Die Stelle hörte sich einfach nur toll an und ich konnte gutes Geld verdienen. Vier Monate in Mittelamerika waren nicht gerade billig und da kommt so ein Job gerade recht. Der Kapitän und seine Frau waren direkt sehr sympathisch. Wir beschlossen noch ein zwei Nächte über die Möglichkeit der Zusammenarbeit zu schlafen und verabredeten uns zwei Tage später wieder zum Telefonieren.

Mein Gefühl sagte mir schon, dass es genau das ist was ich brauche und ich hatte mich schon so gut wie entschieden. Aber da war ja noch die Verabredung mit dem Segler. Kontakte sind immer gut und ich ging zum vereinbarten Treffpunkt.

Wir hatten uns um 16 Uhr verabredet und um 0 Uhr in der Nacht verabschiedete ich mich von ihm. Wir verstanden uns von Anfang an super und die Zeit verging wie im Flug. Am nächsten Tag bot er mir an mit ihm nach Almirante zu segeln. Dort muss er sein Boot aus dem Wasser holen lassen um etwas an dem Ruder zu reparieren. Ich sagte zu und meine Zeit auf Bastimentos war innerhalb von zwei Tagen auch schon wieder vorbei. Ich traf wirklich alle dort und verabschiedete mich auch schon wieder von ihnen.

Es hatte in der Region Bocas del Toro drei Wochen nicht geregnet. Als wir am Morgen aufbrachen, regnete es in Strömen und langsam verschwand Bastimentos im dichten Regen vor meinen Augen. Ich werde irgendwann zurückkommen. 

Ich blieb bei dem Segler zwei weitere Nächte an Bord. Dann war das Telefonat mit den Niederländern fällig. Ich bekam den Job. Allerdings soll ich so schnell wie möglich kommen, weil auch noch viel vorbereitet werden muss. Das bedeutet, ich muss nach Deutschland, weil ich keine entsprechenden Sachen dabei hatte. Ich werde 7 Monate an Bord des Segelschiffes bleiben. Das bedeutet drei Jahreszeiten und dafür muss ich ausgerüstet sein. Also buchte ich innerhalb von Stunden den Flug nach Hamburg.

Das bedeutete auch, dass ich nicht mit dem Segler den Atlantik überqueren werde. Er sprach mir zu, dass ich den Job in den Niederlanden auf jeden Fall machen soll. Und er wird dann nachkommen…

Und plötzlich war ich zurück
Innerhalb weniger Tage hat sich mein Leben so gewandelt, dass ich von Mexiko über Panama mich auf einmal in Hamburg wiedergefunden habe. Mein bester Freund Christian erwartete mich und ich blieb ein paar Tage bei ihm. Er musste mich zuerst über die Corona-Regeln im Land aufklären, denn ich war, was das angeht, völlig verloren.

Mein Aufenthalt in Deutschland sollte nur zwei Wochen dauern bevor ich dann in die Niederlande fahre. In diesen zwei Wochen habe ich eine Handvoll Menschen getroffen und es war schön, sie alle wiederzusehen. Meine beste Freundin Silke habe ich über ein Jahr nicht mehr gesehen und es war so schön sie wieder in den Arm nehmen zu können.

Meine Eltern habe ich überrascht. Für sie war ich gerade in Panama angekommen und nun stand ich auf einmal vor ihnen. Ebenso überrascht war ein guter Freund im Ruhrgebiet. Er konnte es tatsächlich ein paar Stunden nicht glauben, dass ich tatsächlich da war.

So machte ich ein bisschen Urlaub in Deutschland. Doch ich merkte wie es mich weiterzog und ich freute mich auf die Zeit in den Niederlanden. 7 Monate werde ich jetzt auf einem Drei-Master mit 40 Metern Länge arbeiten. Wir werden Schulklassen und andere Gruppen an Bord haben und mit ihnen über das IJsselmeer segeln.

Innerhalb einer Woche wurden meine sogenannten Pläne wieder völlig auf den Kopf gestellt. Noch als ich auf der Liberty saß und überlegte was ich jetzt tue um meinem Freiheitskribbeln zu folgen, war mir nicht im Ansatz klar, das ich 10 Tage später in Deutschland sein werde. Getreu nach dem Motto: Keine Pläne machen und die Chancen nutzen. Ja, genau das ist mein Leben.










































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